Manuela Roppert

freiberufliche Journalistin in München

Themenschwerpunkte

  • Wirtschafts- und Sozialpolitik
  • Osteuropa
  • Frankreich

Meine Arbeitsbereiche

  • Fernsehreportagen
  • Radio- und Zeitungsbeiträge

  • Recherchen

  • Übersetzungen

Einige meiner Arbeitsplätze:

Estland

Bei einer Übung der estnischen Bürgerwehr.

Russland

Dreharbeiten in Workuta, am Polarkreis in Russland bei Minus 40 Grad

Ungarn

Im Bergwerk, dritte von rechts. 2000 Meter unter der Erdoberfläche.

Berlin

Auf dem Hackeschen Markt in Berlin

Lettland

Dreharbeiten in Lettland mit zwei aus der sibirischen Deportation zurückgekehrten Frauen.

Moldawien

Auf einem Markt in Moldawiens Hauptstadt Kischinau.

Profil

Ich

  • Diplom-Volkswirtin
  • spreche fließend Russisch, gut Französisch und Englisch
  • mache Filme, vom aktuellen Kurzfilm bis hin zum Dokumentarfilm
  • drehe seit einigen Jahren die meisten meiner Filme selbst
  • arbeite vor allem in Deutschland, Russland, der Ukraine, im Baltikum und in Frankreich

Fernsehen und Hörfunk

  • Features über Land und Leute in Mittel- und Osteuropa
  • Reportagen zu aktuellen sozialpolitischen Themen, auch in Deutschland
  • Magazin-Beiträge mit Schwerpunkt Wirtschaft, Politik, Verbraucher

Übersetzungen 

  • Russische Texte und Interviews

Recherchen

  • Vor Ort: Russland, ehemalige Sowjetunion

Image Filme

  • Musiker Marek M. Kopansky

Lebenslauf

Ich habe Volkswirtschaft studiert – eine gute Wissensgrundlage für viele Themen, doch statt nüchterner Zahlen interessieren mich konkrete Geschichten und menschliche Schicksale:

  • Münchner, die verzweifelt auf Wohnungssuche sind
    Bayern, die sich gegen Neonazis engagieren
  • ehemalige Häftlinge, die nach dem Knast eine Karriere als Unternehmer starten
  • Flüchtlingskinder, die für ein paar Stunden dem tristen Alltag in ihrer Unterkunft entfliehen können

Immer wieder reise ich nach Osteuropa – vor allem nach Russland, in die Ukraine und ins Baltikum. Da ich fließend russisch spreche, finde ich leicht Zugang zu den Menschen und kann mich im Alltag mühelos orientieren.
Vor einigen Jahren habe ich meine Liebe zu Frankreich und zur französischen Sprache wiederentdeckt. Seitdem gehört auch unser Nachbar im Westen zu meinen bevorzugen Berichtsgebieten.
Ich hinterfrage gängige Klischees und mache die aktuellen Entwicklungen in den osteuropäischen Ländern und in Frankreich für deutsche Zuschauer und Hörer nachvollziehbar.
Nach einem Videojournalismus-Kurs an der Berliner Journalistenschule drehe ich viele meiner Filme selbst.

Längere Hintergrundberichte

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Unterdrückt, aber mutig - Albaniens Frauen kämpfen um ihre Zukunft

Im Norden Albanien ist die Zeit stehen geblieben: hier gilt immer noch der Kanun, ein im Mittelalter formulierter Verhaltenskodex. Die Frau ist demnach Eigentum des Mannes – wer sie schlägt oder gar umbringt, tut nichts Unrechtes. Immer mehr Albaner verlassen aus wirtschaftlichen Gründen ihre Dörfer und ziehen in das Umland der Großstädte Tirana und Durrёs. Ihre Lebensgewohnheiten aber bringen sie mit.

Der Kanun – das ungeschriebene Gesetz aus den Bergen erlebt auch in den Städten eine Renaissance
Jeden Tag rufen Frauen bei der Telefon-Hotline der Organisation “Heute für die Zukunft” an und berichten von Schlägen und grausamen Demütigungen, die sie in ihren Familien erleiden müssen. 24 albanische Frauen sind im letzten Jahr zu Hause getötet worden – von ihren Männern, ihren Vätern oder ihren Söhnen. Der Kanun gibt ihnen das Recht dazu, wenn die Frau ungehorsam oder untreu ist.
vojs
Vor einigen Monaten kam Vojsava etwas später als ihre Kolleginnen von der Arbeit nach Hause. Wegen eines Feiertages hatte sie noch kurz in der Kirche gebetet. Der eifersüchtige Ehemann unterstellte ihre Untreue. Gemeinsam mit dem älteren Sohn schnitt er Vojsava die Haare ab und bedrohte sie mit einem Messer. Der kleine Elidon lief zur Polizei und rettete seiner Mutter damit das Leben.
Gezielte Abtreibung: mehr Jungen als Mädchen werden geboren

Auf der Neugeborenen-Station der Frauenklinik in Tirana kommen wie im ganzen Land mehr Jungen als Mädchen zur Welt. Den Statistikern der Vereinten Nationen zufolge sind es 112 Jungen auf 100 Mädchen – Zustände wie in Indien oder China – und ein Hinweis darauf, dass Mädchen in Albanien gezielt abgetrieben werden. Immer wieder üben Ehemänner oder die Schwiegermütter Druck aus, weibliche Föten abzutreiben.

migena

Psychologin Migena Ismailati kennt viele solche Fälle. Ihre Klientin will auf keinen Fall erkannt werden. Deren Mann weiß nicht, dass sie hier ist: “Er hat mich dazu gezwungen, ein zweites Mal ein Mädchen abzutreiben, obwohl ich schon in der 18. Woche schwanger war. Er hat gesagt, ich kann doch nicht nur Töchter großziehen, ich brauche auch einen Sohn. Und als ich mich weigern wollte, hat er mich geschlagen. Ich habe ihn sogar bei der Polizei angezeigt. Aber als sie kam, war er weg. Dann haben er und meine Schwiegermutter mich dazu genötigt, die Anzeige zurückzuziehen.”

Nicht nur Muslime bestehen auf männliche Nachkommen
Der Wunsch unbedingt männliche Nachkommen zu haben, ist nicht nur unter der muslimischen Mehrheit im Land verbreitet, sondern auch unter den Orthodoxen und Katholiken.

Moldawien - Land ohne Eltern

Der einst zur Sowjetunion gehörende Staat zwischen Rumänien und der Ukraine gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Mindestens 50.000 Kinder müssen in diesem Land mehr oder weniger alleine zurechtkommen, weil die Eltern meist illegal im Ausland arbeiten, vor allem in Russland und der Ukraine, aber auch in der EU. Schätzungsweise eine Million der 4,4 Millionen Einwohner Moldawiens arbeitet im Ausland. Zurück bleiben Zwölfjährige als Familienoberhaupt, die ihre Geschwister versorgen müssen oder überforderte Großeltern, die plötzlich acht oder mehr Enkel zu hüten haben. Der deutsch-österreichische Sozialverein Concordia hat in Pirita eine “Stadt der Kinder” aufgebaut, die derzeit 105 Kindern ein neues Zuhause bietet.
Seit drei Jahren lebt Denis auf der Straße. Seine Mutter sitzt im Gefängnis, weil sie für ihn und seine Schwester etwas zum Essen stehlen wollte. Wo sein Vater ist, weiß er nicht. Leere Flaschen, achtlos weggeworfen – für Denis sind sie wertvoll. Er bringt Flaschen und Pappkartons zu einer Sammelstelle und bekommt dort einige Lei dafür. Moldawischer Lei so heißt in Anlehnung an die rumänische Währung hier das Geld. Mülltrennung ist in diesem Land nicht erforderlich – das besorgen die Ärmsten der Armen. Denis kümmert sich um den obdachlosen Viktor, der kaum gehen kann. Der 16jährige wurde schon mehrmals von der Polizei aufgegriffen und in verschiedene Kinderheime gebracht. Doch geprägt vom Leben auf der Straße, wollte er sich der Disziplin dort nicht mehr unterordnen und lief weg. Der Markt in Moldawiens Hauptstadt Chisinau ist immer gut besucht. Hier kann man Gemüse und Obst direkt von den Bauern günstiger einkaufen als im Supermarkt. Auch Billigware aus China und der Türkei wird verramscht. 2 Lei 20 für einen Laib Brot – umgerechnet sind das etwa 15 Cent. Dafür geht das Geld für die Pappkartons fast drauf. Manchmal stecken die Händler den Straßenkindern etwas zu. Zu Betteln traut sich Denis nicht. Die Polizei wäre schnell zur Stelle. Dann käme er wieder in ein Heim.
“Die Stadt der Kinder” wurde vor einem Jahr vom deutsch-österreichischen Sozialverein Concordia gegründet. 105 Kinder haben hier inzwischen ein neues Zuhause gefunden. Sie sind fast alle so genannte Sozialwaisen, das heißt, ihre Eltern leben, sind aber im Ausland oder aus anderen Gründen nicht in der Lage, sich um sie zu kümmern. Bei allen anfallenden Arbeiten helfen die Kinder mit. Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, gerade weil sich ihre Eltern ihnen gegenüber häufig als verantwortungslos erwiesen haben. Spielen kommt natürlich nicht zu kurz. Nur wenige der Kinder hier haben vorher lange auf der Straße gelebt. Das macht es leichter für sie, sich hier einzuleben. Erfahrungen gesammelt hat Concordia in Rumänien, wo die Schwäbin Ruth Zenkert zusammen mit einem österreichischen Jesuitenpfarrer verschiedene Projekte für Straßenkinder initiierte. Die “Stadt der Kinder” ist einzigartig in Moldawien, obwohl gerade hier der Bedarf an solchen Einrichtungen sehr groß wäre.
Die Stadt der Kinder befindet sich in Pirita – einem 2.500 Seelendorf an der Grenze zu Transnistrien, jener abtrünnigen Region, die überwiegend von Russen und Ukrainern bewohnt ist. Mais vom Feld, Gemüse und Obst aus dem Garten – die Leute leben von dem, was sie selbst anbauen. Viele Felder liegen brach. Seit dem Zusammenbruch der Kolchosen hat kaum einer mehr Maschinen, um sie zu bestellen. Kinder und alte Menschen bestimmten das Bild in den Dörfern Moldawiens. Selbst das karge Durchschnittseinkommen wird hier auf dem Land nicht verdient. Wer irgendwie kann, geht zum Arbeiten in die Stadt oder am besten gleich ins Ausland.
Unbeschwert mit Freunden herumtoben und spielen, das mussten viele der Kinder erst wieder lernen. Seit fast einem Jahr leben sie nun zusammen, für die meisten vermutlich das fröhlichste Jahr, das sie bisher erlebt haben. Zu Sowjetzeiten befand sich hier ein Pionierlager. Die Inschrift “Sei bereit für die Ziele der Kommunistischen Partei zu kämpfen” erinnert noch heute daran. Über 100 Kinder haben hier inzwischen ein neues Zuhause gefunden, insgesamt sollen es einmal 300 werden. Bei 50.000 verlassenen Kindern in diesem Land ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber zumindest ein Anfang und vielleicht ein Beispiel für andere Organisationen. Concordia hat die Unterstützung der moldawischen Präsidentengattin. Sie macht so manches möglich, was in dem immer noch stark von seiner kommunistischen Vergangenheit geprägten Land zunächst unmöglich erscheint. Moldawien tut sich, 15 Jahre nach der Unabhängigkeit, immer noch schwer damit, seinen Weg als eigenständiger Staat zu finden.

Magazinbeiträge

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Karriere in der Freiheit - Ex-Knackis als Unternehmer

Mitten im Rotlichtviertel von München, in der Schillerstraße: das Bodelschwingh-Haus des Evangelischen Hilfswerks – ein Übergangswohnheim für ehemalige Strafgefangene.
Schillerstr
Hier lebt Michael Maixner seit gut einem Monat. Zuvor hat der Diplom-Kaufmann 11 Monate im Gefängnis verbracht. Das Zimmer ist nur wenig größer als seine frühere Zelle.
Ex-Strafgefangene als Unternehmer
Im Gefängnis hat der Ex-Knacki einen Businessplan erarbeitet und einen Existenzgründerkurs besucht. Jetzt will er als Unternehmer durchstarten. Er plant, ein Schulungsunternehmen für Reinigungskräfte aufzubauen. Seine Idee wurde von Experten als erfolgsversprechend eingeschätzt.
Keine Rückfallgefahr dank Leonhard
Früher war der frischgebackene Großvater als Vertriebsleiter in der Modebranche tätig. Immer einen Berg von Arbeit und ständig unterwegs. So verlor er die Kontrolle über sein Leben. Wegen wiederholtem Fahren ohne Führerschein und dem Missbrauch von Ausweispapieren wurde er schließlich verurteilt.
“Ich werde ganz sicher nicht mehr rückfällig werden, aus der einfachen Tatsache, dass dieses letzte Jahr ein prägendes einschneidendes Ereignis in meinem Leben war.“
Und im Ernstfall weiß er jetzt, wo er Hilfe finden kann. Hier in Gräfelfing bei Leonhard, einer gemeinnützigen GmbH, die aus ehemaligen Strafgefangenen Unternehmer machen will. Benannt nach dem heiligen Leonhard, dem Schutzpatron für Gefangene.
JOpen
Idee aus Texas: Strafgefangene haben Potential
Die Betreuung nach der Haft übernimmt Martin Wurzel, auch er ein ehemaliger Strafgefangener. Der 40jährige macht gerade eine Coaching-Ausbildung und unterstützt seine Schützlinge, wo er nur kann.
Die Idee, Strafgefangene zu Unternehmern auszubilden, stammt aus Texas. Leonhard-Gründer Bernward Jopen hatte sich das Projekt in Cleveland angesehen und war begeistert. Früher selbst Unternehmer, hat er das Potential erkannt, dass ausgerechnet in Strafgefangenen schlummert.
“Ja, da wundert man sich vielleicht ein bisschen, aber wenn man scharf nachdenkt, fällt einem auf, dass Strafgefangene verschiedene Eigenschaftenhaben, die auch gute Unternehmer haben. Das ist Mut, das ist Einfallsreichtum, das ist Kreativität, das ist eine Problemlösungskreativität insbesondere eben auch, das ist Initiative.”
Kurs
Ex-Häftlinge geben jetzt Businesskurse im Knast
Strafgefangene sind nicht per se schlechte Menschen, so die Leonhard-Philosophie. Sie haben nur einige falsche Entscheidungen getroffen. Martin Wurzel hat hier in Stadelheim 6 Monate seiner insgesamt 22 monatigen Haftzeit verbracht und am Leonhard-Kurs teilgenommen. Der ehemalige Türsteher und DJ war wegen Körperverletzung und Drogenbesitzverurteilt worden.
“Am Anfang war es ein komisches Gefühl und mittlerweile gehe ich hier rein wie in mein Büro, also das tut mir gar nichts. Wenn man weiß, dass man am Abend rausgehen darf, dann ist der Schrecken gar nicht so groß.”
Untern
Das wichtigste ist, an sich zu glauben
Im Seminarraum der JVA München büffeln derzeit 18 Kursteilnehmer insgesamt 20 Wochen lang unternehmerischen Basiswissens. Auch Persönlichkeitsentwicklung steht auf dem Stundenplan. In der Anfangsphase des Kurses, werden zunächst die Geschäftsideen entwickelt. Martin Wurzel appelliert an die Teilnehmer an ihre Ideen zu glauben, selbst wenn es einmal schwierig wird. Auch bei ihm sah es zunächst nicht so aus, dass er seinen Traum, Drogenberater zu werden, verwirklichen kann.
Nur geringe Rückfallquote bei Leonhard-Absolventen
Das Konzept von Leonhard scheint aufzugehen: die Rückfallquote unter den Absolventen beträgt knapp 10 Prozent. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Teilnehmer von Leonhard gezielt ausgewählt wurden, ist das eine beeindruckende Zahl. Bundesweit werden 46 Prozent der Gefangenen wieder rückfällig.
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Zwei Wochen länger freiwillig im Knast!
Um den Leonhard-Kurs abzuschließen, ist Michael Maixner sogar zwei Wochen länger im Knast geblieben. Jetzt kämpft er für seine Zukunft, weil er ausgerechnet im Gefängnis Menschen getroffen hat, die an ihn glauben.

Zur Pflege in die Slowakei

Als erste im deutschen Fernsehen habe ich am 17.09.2012 in der Sendung “Geld und Leben” über den Export von Pflegebedürftigen nach Osteuropa berichtet:

Zur Pflege in die Slowakei
Oft händeringend suchen Angehörige, die ihre Mutter oder ihren Vater nicht selber pflegen können oder wollen, nach Möglichkeiten, um den Pflegebedürftigen anderweitig zu versorgen.
Pflege in Deutschland ist zu teuer
Rund-um-die Uhr-Pflege zu Hause können sich viele nicht leisten und auch ein Platz in einem Pflegeheim sprengt trotz Pflegeversicherung oft das Familienbudget. Rund 200 000 Pflegekräfte aus Osteuropa sind – meist illegal – in deutschen Haushalten beschäftigt.
Eine beschwerliche Reise für Oma oder Opa
Legal, aber beschwerlich für den Betroffen, ist dagegen der umgekehrte Weg: der Pflegebedürftige tritt eine lange Reise in ein Altersheim in Ostereuropa an. Ein neuer Trend.
Die Senioren bezahlen einen hohen Preis
Im Alter alleine in der Fremde leben, ohne die Möglichkeit, sich in ihrer Muttersprache unterhalten zu können. Das ist der Preis, den die betroffenen Senioren für die billige Pflege in Osteuropa bezahlen müssen.
Export von Pflegebedürftigen
Aber die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt immer mehr zu und die müssen schließlich versorgt werden. Der Pflegetourismus nach Osteuropa boomt. Immer mehr Heime in der Slowakei, in Polen, in Ungarn und in Tschechien nehmen gerne deutsche Bewohner auf.

Reportagen

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Mit 12 im Vollrausch - Einstiegsdroge Alkohol Kampftrinken

BR, Reportage am Sonntag, 23.01.05, zusammen mit Bernhard Schäfer
WH bei 3sat, Phoenix

Mit 12 im Vollrausch – Einstiegsdroge Alkohol
Kampftrinken – so heißt eine unter Jugendlichen immer beliebtere Freizeitbeschäftigung, bei der alkoholische Getränke in der Gruppe bis zu Bewusstlosigkeit konsumiert werden. Viele Jugendliche gestalten ihr Wochenende nach der Devise: Heute lassen wir uns voll laufen. Etwa 15 Prozent der 13jährigen und fast die Hälfte aller 15jährigen trinken mindestens einmal in der Woche Alkohol. Vor allem der Konsum von so genannten Alkopops ist rapide angestiegen. Die Einführung einer Sondersteuer auf diese Getränke hat bislang nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Ein heute 18jähriger blickt zurück auf seine Trinkerkarriere: ” Den ersten Vollrausch hatte ich mit 12 Jahren. Das war beim Umbau unseres Hauses. Da hab ich immer aus den Bierflaschen meines Vaters getrunken. Das hat niemand so recht bemerkt. Und am Abend war ich dann voll.”
Auch in den Notfall-Ambulanzen des Krankenhäuser werden schon 12jährige mit Alkoholvergiftung eingeliefert. In den städtischen Krankenhäusern von München ist man auf die jungen Alkoholleichen gut vorbereitet. Im so genannten Aquarium können sie ihren Rausch ausschlafen. 2 Promille und mehr Alkohol im Blut sind hier keine Seltenheit. Für jugendliche Abhängige gibt es in Bayern nur eine Therapieeinrichtung, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Vom riskanten Trinken bis zur Alkoholabhängigkeit ist es ein langer Weg. Trotzdem werden immer mehr Jugendliche süchtig nach Hochprozentigem. Studien gehen davon aus, dass bereits 10 Prozent der Heranwachsenden massive Alkoholprobleme haben. Sophie war 14 als sie zu trinken begann. Alkohol war für sie eine Flucht vor den Problemen im Elternhaus: ” Zuerst habe ich es bei meinen Freunden probiert. Vorher hatte ich noch nie gesoffen. Aber es schmeckte eigentlich gut und dann das Gefühl, wenn man besoffen ist, das war halt geil. Dann wurde es immer mehr: Wodka, Schnaps und lauter solche Sachen. Wir haben auch geklaut und alles Mögliche getan, nur damit wir Alkohol kriegen. Ich war auch schon wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus.”
Alkopops und andere schnapshaltige Alkoholika dürfen eigentlich erst an Jugendliche ab 18 Jahren verkauft werden. Aber wird dieses Gesetz auch eingehalten? Die 14jährige Sina und der 17jährige Bastian gehen auf Einkaufstour. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Für Minderjährige ist es kein Problem an harten Alkohol zu kommen, trotz aller Beteuerungen von Handel und Getränkeindustrie. Sina sagt: ” Ich bin rein gegangen, habe die Flasche Tequila genommen und bezahlt. Und die Verkäuferin hat mich nicht einmal angeschaut.” Bastian erinnert sich: “Wenn wir uns zum Beispiel vor einer Party mit Alkopops eindecken wollten, dann sind wir einfach ins Geschäft gegangen. Man weiß ja dann schon in welche Geschäfte man gehen muss und kennt teilweise auch die Verkäuferinnen. Also das ist in der Regel kein Problem.”
Die Getränkeindustrie macht es den Minderjährigen leicht, ihre poppig aufgemacht Internetauftritte zu besuchen. Es wird lediglich gefragt, ob man schon 18 Jahre alt sei. Ein Klick auf Ja und man ist drin in der Glitzerwelt, in der coole Männer und Frauen Alkopops trinken und ihren Spaß haben. Das Fazit von Bastian und Sina: “Sie wollen ihr Produkt verkaufen, suggerieren mit Alkohol macht die Party noch mehr Spaß und führen einen so an den Alkohol heran. Und man macht das dann auch mit.”

Nicht Russen und nicht Deutsche - Integrationsprobleme junger Aussiedler

BR, Reportage am Sonntag, 01.06.03
WH bei 3sat, Phoenix

Nur einen Koffer und ein paar Taschen hatte Familie Engelmann dabei, als sie Sibirien verließ, um in Deutschland eine neue Heimat zu finden. Mit im Gepäck waren hohe Erwartungen, die fast zwangläufig enttäuscht werden mussten. “Wir sind wegen unserer Kinder hier. Sie haben in Russland keine Zukunft”, so beschreiben viele Russlanddeutsche ihre Motivation für die Ausreise. Schwierigkeiten, sich hier einzuleben, haben vor allem die Jugendlichen. Die Eltern trafen die Entscheidung, in Deutschland ein besseres Leben zu suchen. Die jungen Aussiedler mussten ihre Freunde in Russland oder Kasachstan zurücklassen, die Schule oder die Ausbildung abbrechen. Waren sie dort die verhassten “Deutschen”, werden sie hier als “Russen” wahrgenommen, nicht zuletzt wegen der kaum vorhandenen Deutschkenntnisse. Eine gewaltbereite Minderheit bei den russlanddeutschen Jugendlichen prägt das Bild in der Öffentlichkeit. Die Polizei in Nürnberg-Langwasser, dem “Russen-Viertel” Nürnbergs, greift häufig stark alkoholisierte Minderjährige auf. Die heranwachsenden Russlanddeutschen empfinden dagegen die ständige Kontrolle als Schikane: Andrej erzählt: “Also, wir waren mal mit meinen Freunden bei Langwasser-Mitte, haben auf denn Bus gewartet, dann kam ein Sixpack, so ein Polizeibus kam auf uns zu und wir wurden vor ganz Langwasser-Mitte bis auf die Unterhose kontrolliert. Wir mussten unsere Hosen ausziehen und alles, obwohl wir gar nichts gemacht haben, wir haben nur auf unseren Bus gewartet .”
Ihre Freizeit verbrachten sie in Russland und Kasachstan mit den Freunden auf der Straße oder in Parks. Diese Gewohnheit haben sie in Deutschland beibehalten. Für häufige Discobesuche fehlt das Geld. Die alteingesessenen Anwohner in Langwasser fühlen sich von den jungen Aussiedlern gestört: Kostja berichtet: “Wir sind Jugendliche, wir können nicht um 9 oder 10 nach Hause gehen. Wenn wir nicht in die Disco fahren, wissen wir auch nicht wohin wir gehen sollen. Dann bleiben wir eben hier und wir unterhalten uns und wenn 10 Leute dabei sind, wird es automatisch etwas lauter als sonst. Dann fangen die Anwohner an, sich zu beschweren. Das Problem dabei ist, dass sie nicht runterkommen und sagen, könnt ihr bitte leiser sein, sondern sie rufen gleich die Polizei und dann haben wir Stress mit der Polizei.”
Am Plärrer in Nürnberg trifft sich die offene Drogenszene. Kai Osterloh von der Drogenhilfsorganisation Mudra betreut vor allem Süchtige aus dem russischsprachigen Raum. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren nicht nur hier in Nürnberg rasant gestiegen. Die Einstiegsdroge der Russlanddeutschen ist meist das Heroin. Es ist schwer, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie von einer Therapie zu überzeugen. Kai Osterloh: ” Es gibt in der Migrationsforschung so eine Kurve, die die Migration beschreibt. Das baut sich über Jahre auf, dann kommen sehr hohe Erwartungen nach dem Grenzübertritt, es geht ganz steil nach oben, was man hier alles Tolles werden kann. Nach zwei, drei Jahren geht es auf dieser Kurve ganz steil nach unten, weit unter die Nulllinie, weil man plötzlich feststellt, es hat sich fast nichts von dem erfüllt, was man sich erhofft hat.. Und viele von meinen Klienten sind nach zwei, drei Jahren in Deutschland abhängig geworden, genau an diesem Punkt unter der Nulllinie.”
Doch in die alte Heimat gibt es oft kein Zurück. Familie Engelmann stammt aus Halberstadt im Südwesten Sibiriens. Fast alle Bewohner hier betreiben nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Familie Engelmann bereitet sich gerade auf ihre Ausreise nach Deutschland vor. Der familiäre Zusammenhalt bei den Russlanddeutschen ist sehr eng. Valentina Engelmann hat 6 Brüder und Schwestern. Alle sind schon nach Deutschland ausgereist. Den Engelmanns ist bewusst, dass der Neuanfang nicht leicht sein wird. Ihr Haus haben sie für umgerechnet 2.000 Euro verkauft, die Hälfte davon ging für die Tickets drauf. Valentina Engelmann sagt: “Meine Verwandten haben erzählt, das es am Anfang schwer ist. Aber wenn man wirklich will, kann man schon etwas erreichen. Wenn man in Russland nur auf der faulen Haut liegt, besitzt man auch nichts. Das ist überall so. Ich werde alles dafür tun, um es zu schaffen.”
Inzwischen ist Familie Engelmann in Deutschland eingetroffen. Sie wohnen in einer so genannten Notunterkunft bei Paderborn. Von den Verwandten, derentwegen sie nach Deutschland gezogen sind, haben sich die Engelmanns entfremdet. Nur eine Schwester von Valentina kommt gelegentlich zu Besuch. Valentina und Viktor sind arbeitslos. Viktor ist eigentlich LKW-Fahrer, muss aber hier den Führerschein neu machen. Doch bisher fehlt ihm das Geld dazu. Die Euphorie der Engelmanns ist vorbei, das Heimweh bei allen groß.

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